Obwohl alle an individuellen Projekten arbeiten, sind Austausch und gegenseitige Hilfe zentrale Bestandteile des Konzepts.
Gleichzeitig kann mit der Einrichtung eines Coworking-Space in einer Stadt viel für die Stadtentwicklung und die Wiederbelebung des Stadtzentrums getan werden. Viele müssen nicht mehr pendeln, andere müssen nicht mehr allein im Homeoffice sitzen und alle können sich zu Veranstaltungen, Meetings oder einem Gespräch treffen. Für die Stadt Winsen ist es an der Zeit zu untersuchen, ob und wie hier ein Coworking-Space aufgebaut werden kann.
Deshalb lädt die Stadt Winsen alle Interessierten am 04.12.2019 ab 18:00 Uhr zu einem offenen Ideenworkshop in den Marstall ein. Mit den Fragen und Ideen des Abends wird anschließend die Möglichkeit der Errichtung eines Coworking-Space in Winsen untersucht. In der Veranstaltung steht der Stadt das Beratungsunternehmen „cowork AG“ aus Aachen zur Seite.
Coworking-Spaces stellen Arbeitsplätze und die dazugehörige Infrastruktur zeitlich befristet zur Verfügung und ermöglichen die Bildung einer Gemeinschaft durch gemeinsame Veranstaltungen, Workshops und weitere Aktivitäten. Der Unterschied zur Bürogemeinschaft ist die Mischung verschiedener Berufe und die höhere Flexibilität bei Vertragslaufzeit und Größe der Fläche.
Ein paar Zahlen: 2018 arbeiteten weltweit etwa 1,7 Millionen Menschen in knapp 19.000 Coworking-Spaces, davon etwa 500 in Deutschland, wo diese Idee mehr und mehr Einzug hält. Für das auch in Europa immer populärer werdende Coworking ist die Gründer- und Startup-Metropole Berlin ein Motor der Entwicklung, aber auch in der Metropolregion Hamburg wächst die Szene. Immer häufiger entstehen auch in kleineren urbanen Räumen, einigen Klein- und Mittelstädten sowie ländlichen Gegenden Coworking-Angebote – manchmal heißen sie Coworking-Spaces, manchmal auch anders. Immer stehen das flexible Arbeiten am Wohnort und die Vernetzung miteinander im Vordergrund. In Lüneburg, Soltau oder Celle finden sich solche Coworking-Spaces, die sich z.B. auf die Vernetzung von Gründern und Künstlern aus der Region spezialisiert haben und ihnen günstige Arbeitsbedingungen bieten.
Neben dem Community-Aspekt liegt ein weiterer Vorteil für die Nutzer in den geringeren Kosten gegenüber einem Einzelbüro. Außerdem erlauben Coworking-Plätze eine räumlich und zeitlich flexible Nutzung. Unternehmen können Spitzen im Flächenbedarf, z. B. bei umfangreichen Projekten, über den Coworking-Space auffangen. Durch die Mischung der Nutzer entsteht meist ein hoch kreativer Nährboden für neue Ideen, indem z. B. gezielt einzelne Mitarbeiter auf Zeit in einen Coworking-Space entsandt oder ganze Teile von Forschung und Entwicklung dorthin verlegt werden. Auch die Coworker selbst profitieren direkt von den neuen Arbeitsräumen. In einer weltweiten Studie berichtet eine große Mehrheit von einer verbesserten Interaktion mit anderen Personen.
„Für die Entwicklung von Mittelzentren wie Winsen in der Metropolregion Hamburg ist ein solches Projekt aufgrund vielfältiger Aspekte interessant: Coworking-Spaces stellen innovative Revitalisierungsmöglichkeiten leerstehender Gebäude dar, verbinden die wichtigen Themen der Innenentwicklung und neuen Arbeitsformen. Außerdem können sie die Kreativwirtschaftsszene ankurbeln“, erklärt Bürgermeister André Wiese. Mit täglich über 9.000 Pendlern nach Hamburg ist Winsen Pendlerstadt. Untersuchungen andernorts zeigen, dass mehr als 80 Prozent der Pendler auf der Suche nach Alternativen sind. „Deshalb wollen wir in einen Dialog kommen und diskutieren, ob und unter welchen Voraussetzungen ein Coworking-Space in Winsen für die verschiedenen Beteiligten interessant ist“, so Wiese weiter.